Die erste Geschichte für meinen Sohn. Aus dieser Idee entstand Gib mir 5!

"Rutsche, Pirat, Kanone, ganze Welt, Burg"

Die wundersamen Reisen des Wichtel Björn

Es gibt so einen kleinen Wichtel, der lebt in einem ganz besonderen Land. Wir können dieses Land gar nicht erreichen. Es ist so besonders, dass da nur Feen, Elfen, Kobolde und eben Wichtel leben dürfen.
Manchmal, aber nur manchmal, kommt ein Wichtel in die Menschenwelt. Meist zur Weihnachtszeit um dort Schabernack zu treiben und noch viel seltener, gibt es Wichtel, die so neugierig sind, dass sie sich auch mal den Menschen zeigen.

Ein solcher Wichtel ist Björn. Björn hatte das große Glück, dass er von seinem Zauberwald aus über Rutschen in die ganze Welt reisen konnte.
Was er natürlich gerne tat, denn es gibt für ihn nichts Schöneres als die ganze Welt zu entdecken. Er ist ein sehr neugieriger kleiner Wichtel.
Eines Morgens ist er aufgestanden und hat entschieden er braucht dringend ein großes Abenteuer. Der Tag zuvor war etwas langweilig, deswegen sollte dieser Tag wirklich spannend werden.

Also stand er vor den vielen Rutschen im Zauberwald und hat sich überlegt, welche er wohl nehmen möchte. Er kam auf die Idee, dass er noch nie mit einem richtig echten Piraten unterwegs war. Das klingt doch nach Abenteuer. Nach Spannung auch. So ein Piratenschiff. Das klingt toll.
Er wählte also eine Rutsche, auf der eine Piratenflagge war. Was Björn nicht wusste, ist, dass das ausgerechnet die Rutsche zur Insel von Oskar war. In der Menschenwelt kannte und fürchtete man Oskar. Der schaut durch seinen Rauschebart immer so grimmig und außerdem hat er immer, aber wirklich immer, schlechte Laune, so sagten sich die Menschen untereinander. Deswegen nannten ihn alle nur „Oskar, den Grimmigen“. Das wusste Björn aber nicht. Mal davon abgesehen, dass das etwas ist, was der Wichtel Björn gar nicht kennt. Warum sollte man denn überhaupt schlechte Laune haben und grimmig sein? Das lohnt sich doch gar nicht.

Somit rutschte er einfach darauf los und er lachte beim rutschen ununterbrochen, weil es solchen Spaß machte und „RUMSBUMS ZIPP ZAPP“-schnell war er auf einer Insel.
Dort angekommen, schaute er sich um und stellte fest, dass es eine wunderschöne Insel war, auf der er gelandet ist. Begeistert sieht er den Strand, das wunderschöne blaue Meer das funkelt und glitzert. Dann sah er am Strand das, was er sich so sehr erhofft hatte.
Dort lag ein großes, dunkles Piratenschiff. Ein richtig Echtes. Mit Flagge und vielen Segeln. Mit Kanonen. Mit allem was er schon immer sehen wollte. Groß und mächtig schaukelte es langsam in den Wellen hin und her.
Fasziniert schaute er es sich an. Das wollte er unbedingt ausprobieren! Wie es wohl war, mit so einem Schiff über das Meer zu segeln?
Er lief auf das Schiff zu und in dem Moment, als er ganz nah dran war, bemerkt der Kapitän des Schiffes den Gast. Grimmig schaut er den Wichtel Björn an. Nie zuvor hatte der Kapitän einen Wichtel gesehen. Irgendwie war an diesem Wichtel alles dran, was an einem Menschen auch dran war, aber alles in viel, viel kleiner. Noch komischer fand Oskar, dass da jemand auf seiner Insel war. Sonst kam auch nie jemand vorbei, weil ihn alle so sehr fürchteten.

Er stapft auf Björn zu und bei jedem Schritt, zittert der Strand ein wenig und Björn überlegt sich ganz kurz, ob jetzt vielleicht ein guter Zeitpunkt wäre sich entweder unsichtbar zu zaubern oder ganz schnell den Heimweg anzutreten. Aber er ist viel zu neugierig und bleibt stehen und lächelt Oskar, den Grimmigen freundlich an.
Das überrascht Oskar dann doch sehr. Das hat er noch nicht erlebt. Diese kleine Dings hat keine Angst vor ihm und lächelt?
Da sagt Oskar mit seiner tiefen, rauen Stimme, die Björn irgendwie an den Weihnachtsmann erinnert zu ihm: „Wer bist Du? Was machst Du auf meiner Insel und warum zum Piratenhimmel hast Du keine Angst vor mir?“ Björn schaut ihn lange an bevor er antwortet: „Ich bin Björn. Ein Wichtel. Aus der Wichtelwelt und ich wollte heute einen Ausflug zu einem richtig echten Piraten machen um zu schauen, wie ein Pirat so lebt und was er den ganzen Tag macht. Wie geht es Dir denn und warum schaust Du so grimmig und ganz wichtig: Was machen Piraten eigentlich den ganzen Tag?“

Oskar erstarrte erst mal. Sonst fragte nie jemand, warum er schlechte Laune hat. Entweder rennen alle weg oder schimpfen nur über ihn und wollen nichts mit ihm zu tun haben.
Zuerst schaute er Björn ungläubig an. Dann musste er schmunzeln und schließlich fing Oskar an sehr laut zu lachen. Er lachte so sehr, dass der Strand bebte, sein Schiff wackelte und die Vögel erschrocken aus den Palmen flogen. Er hörte zuerst gar nicht auf zu lachen und Björn fragte sich, was er denn so lustiges gesagt hatte. Schließlich musste aber auch Björn lachen und so lachten sie sich erst mal beide lange an.

Björn, dem der Bauch vom Lachen auch weh tat, fragte nochmals: „Oskar, was machst du denn den ganzen Tag?“
Darauf kratzte sich Oskar am Bart und überlegte. „Na, eigentlich überlege ich immer, wohin ich mit meinem Schiff fahren könnte und wen ich überfallen könnte“. Björn wusste nicht, was überfallen bedeutete, aber das klang ja spannend.
„Aha“, sagte er, „wohin fährst du denn dann heute? Kann ich mit?“
„Wenn du möchtest darfst Du mich natürlich begleiten! Ich möchte heute noch in die Kataburg“, antwortete Oskar und fragte sich, ob das so eine gute Idee war. Aber der Gedanke nicht alleine fahren zu müssen, war so verlockend, dass er Björn diesen Wunsch nicht abschlagen wollte. Ob dem Wichtel klar war, was überfallen bedeutet? Das er da hinfährt um den Leuten alles zu räubern? Dass er Kanonen hat, die auch funktionieren?
Björn strahlt über das ganze Gesicht. Kataburg! "Da geht eine der Rutschen auch hin, da möchte ich gerne mit! Das wollte ich mir schon immer ansehen!"

...

 

(c) Angela Hirsch